Tag Archiv für Müller

Alois Schwartz? Alois Schwartz!

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Er ist mir damals nicht weiter aufgefallen. Er war der Mann neben Renè Müller, Feichtenbeiner und Kocian. Das ist natürlich kein Makel; die Aufgaben eines Assistenztrainers mögen vielfältig sein, die Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit zählt gewiss nicht dazu. Seine erste Erfurter Zeit endete 2005 mit dem Abstieg aus der 2. Liga.

Nach anderthalb erfolgreichen Jahren bei Wormatia Worms in der Oberliga Südwest verpflichtete ihn Anfang 2007 der FCK – auf dass er die zweite Mannschaft des Traditionsvereins vor dem Abstieg aus der Regionalliga bewahre. Das ging grandios schief. 2008 gelang jedoch der direkte Wiederaufstieg und seitdem schlägt sich der FCK II äußerst wacker in der starken Regionalliga West. Das wird wohl auch in dieser Saison so sein – seit zwei Tagen müssen sie in der Pfalz jedoch ohne Alois Schwartz auskommen.

Auch ich hatte eher mit Rico Schmitt als neuem Cheftrainer gerechnet, dessen Rausschmiss in Aue mir damals sehr voreilig erschien. Immerhin war er mit Aue aufgestiegen und unter ihm hatte Wismut 2010/2011 eine grandiose Saison in der 2. Bundesliga gespielt. Aus welchen Gründen auch immer, man hat sich mit ihm nicht einigen können. Ob er die bessere Wahl gewesen wäre, werden wir mithin nie erfahren.

Auf der gestrigen Pressekonferenz führte Rolf Rombach aus, dass für Alois Schwartz gesprochen habe, dass er das Nachwuchskonzept des RWE befördern wolle. Dies ist wieder so eine Aussage des Präsidenten, die ich für unglücklich halte. Ein Nachwuchskonzept kann ich auch in der Thüringenliga haben und befördern. Es kann unmöglich die primäre Intention eines auf einem Abstiegsplatz liegenden Drittligavereins sein, dies in der gegenwärtigen Situation zur ersten Maxime zu erheben. Nachwuchsarbeit ist immer und überall Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Alles – inklusive das schönste Nachwuchskonzeptes – ist Makulatur, wenn der Profimannschaft der Klassenerhalt nicht gelingt. Für diesen Fall wird das Nachwuchskonzept zu unseren geringsten Sorgen zählen.

Aber, für die rhetorischen Unbeholfenheiten Rombachs kann Alois Schwartz nicht die Bohne. Er hat in Kaiserslautern nachgewiesen, dass es möglich ist, mit einem eher durchschnittlichen Kader attraktiven und durchaus erfolgreichen Fußball zu spielen. Wenn es ihm gelänge, die Mannschaft schrittweise von den Abstiegsplätzen ins gesicherte Mittelfeld zu führen, sollte man die Saison schon als Erfolg werten.

Einfach wird das nicht. Zu vielfältig sind – nach wie vor – die fußballerischen Defizite des Teams. Christian Preußer hatte im Pokal in Heiligenstadt Mijo Tunjic eine Einsatzchance in der Startelf gewährt. Genutzt hat er sie nicht. Er agiert nach wie vor wie ein Fremdkörper im Spiel der Mannschaft: einfache Bälle verspringen, Pässe über kurze Distanzen erreichen den Mitspieler nicht, selbst das Stellungsspiel bei gegnerischen Standards (also im eigenen Strafraum) gibt ihm nach wie vor Rätsel auf. Womöglich gelingt es ja Alois Schwartz den Holländer aufzubauen.

Wenn nicht, hat der RWE in der Offensive ein gewaltiges Problem. Dann lastet alles auf Drexler und Morabit. Fällt auch nur einer von beiden aus, ist das Angriffsspiel der Mannschaft sehr leicht ausrechenbar. Selbst für einen Verbandsligisten wie Heiligenstadt. Die nächste große Baustelle tut sich auf der linken Abwehrseite auf. Rafael Czichos hat gegen Dortmund defensiv recht gut gestanden, sein großes Manko liegt in der Spieleröffnung. Da spielt er chronisch haarsträubende Pässe in die Beine des Gegners. Gegen die Eichsfelder Amateure war das verkraftbar, in der Dritten Liga ist es das nicht.

Eine Menge Arbeit für den neuen Cheftrainer des RWE. Viel Glück dafür, Alois Schwartz! Ob er noch einmal auf dem – ohnehin sehr ausgedünnten – Spielermarkt tätig wird (werden kann oder darf) ist momentan ungewiss. Aber ich glaube, dass man dies wird tun müssen, zu offensichtlich sind die fußballerischen Mängel auf einigen Positionen. Ansonsten erwarte ich für das Spiel gegen Saarbrücken keine großen Veränderungen. Schwartz bevorzugt – wie Preußer – eine 4-2-3-1-Formation. Wir werden wohl dieselben Spieler wie gegen Dortmund auflaufen sehen – so sie denn gesund sind.

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