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FC Rot-Weiß Erfurt vs. VfL Osnabrück 2:1 / Die Stunde der Veteranen

Sekunden vor der Entscheidung: Nielsen wartet auf Engelhardt © fototifosi.de

Er ist noch nicht fit genug, um 90 Minuten Drittligafußball spielen zu können. Sobald er es aber ist, werden die Anhänger des FC Rot-Weiß Erfurt noch viel Freude an ihm haben. Die Rede ist von Morten Nielsen, dem dänischen Neuzugang. Woher ich das weiß? Nun, ich weiß es natürlich nicht wirklich. Sagen wir, es ist eher so eine Ahnung. Das geht doch jedem zuweilen so; man sieht einen Spieler und denkt sofort: Das passt! Ist aber schon länger her, dass sich bei einem neuen RWE-Spieler diese Ahnung einstellte. Lässt sich in diesem Fall sogar exakt datieren – auf den 12.07.2011, als Smail Morabit im Testspiel gegen Werder Bremen am Steigerwald debütierte.

Mir hat die Vorbereitung des Siegtreffers durch den Dänen sehr imponiert, vor allem wegen der Dinge, die Morten Nielsen nicht tat. Als er den Ball von Morabit in den Fuß gespielt bekommt, wird er nicht hektisch. Er versucht des Weiteren nicht, nach innen zu ziehen und selbst zu schießen, genauso wenig probiert er es mit einem Alibizuspiel auf die beiden im Strafraum befindlichen, jedoch abgedeckten, Mitspieler. Während in der Szene alle anderen beteiligten Spieler nur auf den Ball starren, hat er den Kopf oben, sieht Engelhardt heranstürmen, verzögert kurz und legt das Spielgerät exakt in den Raum des Spielfeldes, der für den VfL in diesem Moment nicht zu verteidigen ist. Marco Engelhardt vollendet mit einem der spektakulärsten Tore der jüngeren Erfurter Fußballgeschichte. Selten war ein Sieg so verdient und zugleich so überlebensnotwendig – wie die Resultate einiger Konkurrenten um den Ligaverbleib zeigen sollten.

Das alles war um 13.59 Uhr nicht absehbar. Zur Liste der langzeitverletzten, rekonvaleszenten und gesperrten RWE-Spieler gesellte sich kurzfristig noch Dominick Drexlers Name. Ich war nicht amused. Alois Schwartz wohl ebenfalls nicht – er war zu massiven personellen Umbauten seiner Startelf gezwungen. Was er nicht veränderte, war die taktische Grundordnung. Engelhardt übernahm die defensive Position im zentralen Mittelfeld von Oumari  – der für den gesperrten Kopilas in die Innverteidigung rückte. Neben Pfingsten-Reddig spielte Baumgarten – und der Youngster machte seine Sache ausgesprochen gut. In welche taktische Notation lässt sich die Formation des RWE eigentlich fassen? Nun ja, der eine sagt so, der andere so. Für transfermarkt.de war es ein 4-2-3-1, für den Kicker ein 4-3-3. Der Kicker hat mehr recht. In der offensiven Ordnung ist es eindeutig ein 4-1-4-1. Engelhardt (oder Oumari) spielen absichernd zwischen den zwei Viererketten. Das erlaubt es Nils Pfingsten-Reddig in der Vorwärtsbewegung viel höher zu agieren (quasi als Mischung aus Achter und Zehner), wovon das Angriffspiel des RWE am Samstag ungemein profitierte. Das verlangt unserem Kapitän jedoch einen enormen läuferischen Aufwand ab, da er sich bei Ballverlusten schnell nach hinten orientieren muss. Dann wird aus dem 4-1-4-1 ein System mit drei Sechsern, eben jenes vom Kicker erkannte 4-3-3. Die Taktiknerds sprechen in solchen Fällen von einer Hybridformation. Fußball hat schon lange aufgehört ein einfaches Spiel zu sein.

Nach der frühen Führung des VfL zeigte sich schnell, dass der RWE im Winter 2013 nicht mehr die Mannschaft des ersten Saisondrittels ist. Von Panik und Ratlosigkeit keine Spur. Stattdessen wurde kämpferisch und fußballerisch alles unternommen, um sofort zurück ins Spiel zu finden. Pfingsten-Reddigs Können und Abgebrühtheit bei Elfmetern beginnt, historische Dimensionen anzunehmen. Bei nächster Gelegenheit mache ich mir mal die Arbeit, die besten Trefferquoten im deutschen Profifußball auszurechen – da ist er von der Spitze nicht mehr sehr weit weg, wenn überhaupt. Wie wichtig es ist, Elfmeter zu variieren, vor allem aber konzentriert zu schießen, konnte man sich am Sonntag bei Blaszczykowskis zweitem Elfmeter anschauen. Der verlässt sich immer darauf, dass er den Torhüter «ausguckt». Wenn dies nicht gelingt – und der Torwart in die richtige Ecke springt, dann hält er ihn oft auch, weil die Qualität des Schusses miserabel ist. Ganz anders bei Pfingsten-Reddig: Kein Keeper der Welt hält diesen Ball – scharf, hoch, platziert in die linke Torwartecke. Ein Weltklasse-Strafstoß.

Wenn der VfL Osnabrück gefährlich vor das von Sponsel gut gehütete Tor des RWE kam, dann war fast immer ein Spieler beteiligt, der bis Juni noch im Trikot der Erfurter auflief – wenn er denn mal auflief. Und den man dann sang- und klanglos aus seinem noch laufenden Vertrag gen Osnabrück ziehen ließ. Gaetano Manno wird in dieser Saison bei der Rangliste von kicker.de als notenbester Stürmer (und insgesamt zweitbester Feldspieler) der 3. Liga geführt. Warum das so ist, konnte am Samstag sehen, wer es sehen wollte. Nach der letzten Saison wurden viele Fehler gemacht, einer der größeren war, sich in der Einschätzung der fußballerischen Wertigkeit eines Gaetano Manno grundsätzlich geirrt zu haben.

Die Absenz von Kopilas merkte man nicht nur der RWE-Abwehr an, seine physische Präsenz fehlte auch bei Standards in der gegnerischen Hälfte, die allesamt von der VfL-Abwehr problemlos entsorgt wurden. Oumari agierte ungewohnt fahrig, Möckel solide, leistete sich allerdings einige Fehler im Spielaufbau. Die größte Baustelle der Mannschaft von Alois Schwartz bleibt die rechte defensive Außenbahn. Ofosu-Ayeh wusste zwar durchaus in der Offensive in einigen Szenen zu gefallen, kam mit Manno aber überhaupt nicht klar, was dessen starke Leistung natürlich noch zusätzlich animierte. Czichos spielte unauffällig, was ich als Kompliment verstanden wissen möchte. Thomas Ströhl ist für mich die größte positive Überraschung der bisherigen Saison. Mit seinem Comeback im Profifußball hatte ich nicht mehr gerechnet. Aber, ich bin ja nicht der Vatikan, hier werden Urteile schon mal nach weniger als tausend Jahren revidiert. Schade, dass er nicht wenigstens eine seiner beiden Großchancen nutzen konnte. Bei der Zweiten (nach kluger Vorarbeit Ofosus) sah man allerdings, dass sein rechter Fuß exklusiv dafür gut ist, nicht umzufallen.

Doch dieser Text soll nicht als gebloggte Krümelkackerei enden. Unterm Strich war es ein großartiger Sieg des RWE über einen starken Gegner. Wenn die Mannschaft sich weiter so entwickelt, dann bleibt uns vielleicht doch ein Zittern bis zum Ende erspart. Und dieser Däne, ihr werdet es erleben, wird daran einen erfreulichen Anteil haben.

Karlsruher SC vs. RWE 3:0 / Hört die Signale!

Es ist schwer, nach solchen Spielen die Balance zu wahren. Auf der einen Seite waren die Kräfteverhältnisse im Wildpark keineswegs so eindeutig, wie es das Resultat nahe legt. Andererseits ist fast ein Drittel der Saison absolviert, der RWE ist 19. der Tabelle und die Leistung gestern war nicht geeignet, auf baldige Genesung des Patienten zu hoffen.

Vor allem gibt mir zu denken, dass die Mannschaft nicht in der Lage war, offensichtlich verunsicherte Karlsruher zu einem Zeitpunkt zu attackieren, als sich dafür Gelegenheit bot. Der KSC begann ganz schwach, doch irgendwie verließen sich die Erfurter darauf, dass dieser Zustand die gesamte Spielzeit über anhält. Das war viel zu passiv. Außer Tunjics Gewaltschuss gab es in Halbzeit eins keinen nennenswerten Torabschluss. Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als der RWE noch mit allen Spielern auf dem Platz stand. Die zeitweilige spielerische Impotenz eines Gegners darf nicht mit eigener Spielkontrolle verwechselt werden. Das ist Selbstbetrug. Barcelona und die Bayern haben Spiele im Griff, in denen sie deutlich führen, um dann dem Gegner in schier endlosen Ballstafetten den letzten Nerv zu rauben. Daran gemessen hatte der RWE gestern zu keinem Zeitpunkt irgendetwas «im Griff». Karlsruhe verfügt über den individuell stärksten Kader aller Drittligisten. Spieler wie Calhanoglu, Krebs, Henning oder Haas können Spiele auch entscheiden, wenn die Mannschaft als Ganzes nicht wirklich funktioniert. Umso wichtiger wäre gewesen, den KSC unter Druck zu setzen. Niemand weiß, ob das zu einem erfolgreicheren Ausgang geführt hätte – mir wäre aber wohler, wenn man es wenigstens beherzt versucht hätte.

Ich hatte anlässlich der Roten Karte gegen Rauw im letzten Spiel ja bereits beklagt, dass die Hemmschwelle für Platzverweise stetig sinkt. Selbiges könnte ich heute erneut vortragen. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Gemessen an den Vorgaben des DFB sind die beiden Gelben Karten gegen Strangl gerechtfertigt. Der Spieler kennt die Regelauslegung natürlich auch, insofern trägt nicht der Schiedsrichter (der ja auch noch was werden will in seiner Karriere), sondern Marius Strangl die alleinige Schuld an dieser Herausstellung. Einerseits. Andererseits flog er mit einem Allerweltsfoul vom Platz (es war zudem sein erstes überhaupt). Ich bleibe dabei, die Bestrafung – 50 Minuten mit einem Spieler weniger auskommen zu müssen – steht hier in keinem Verhältnis zum begangenen Delikt. Womit wir wieder bei Zeitstrafen wären, der einzigen Alternative, die mir spontan einfällt. Und mit denen ich auch nicht richtig glücklich bin, weil mir schon klar ist, dass sie den Rhythmus eines Fußballspiels schwer beschädigen können.

Wie auch immer. Der RWE hat nunmehr das Fünfte von elf Ligaspielen kartenbedingt in Unterzahl beendet. Nur eines davon ging nicht verloren. Hohe Zeit für Alois Schwartz also, seine Spieler daran zu erinnern, dass es von beträchtlicher Bedeutung ist, ein Spiel in numerischer Gleichzahl mit dem Kontrahenten zu beenden. Wenn das nicht hilft, sollte der Verein über eine Antiaggro-Therapie für einschlägige Kandidaten wie Oumari und Strangl nachdenken. Hätte man womöglich bei Kumbela schon machen sollen.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist die mangelhafte Tiefe des rot-weißen Kaders. Wir haben mit Fillinger einen langzeitverletzten Leistungsträger. Ob die Bezeichnung Leistungsträger auf Thomas Ströhl zutrifft, muss er erst noch unter Beweis stellen, sobald er wieder fit für die erste Mannschaft ist. Morabit laboriert noch immer an seinem Muskelfaserriss, hier vernimmt man derzeit ebenfalls keinen konkreten Termin für eine Rückkehr. Die hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt, denn er fehlt dem Angriffsspiel des RWE an allen Ecken und Enden. Allein Drexler wird es auf Dauer nicht richten können. Der gegnerische Trainer muss kein Jose Mourinho sein, um zu wissen, dass man sich vor allem auf ihn konzentrieren sollte, will man das Offensivspiel der Erfurter unterbinden. Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn Drexler, Pfingsten-Reddig oder Engelhardt sich verletzen sollten. Wo es in der letzten Saison noch Weidlich, Zedi und Manno gab, gibt es in diesem Jahr nur talentierte aber weitgehend unerfahrene Spieler um diese Positionen ersatzweise einzunehmen.

Exakt hier liegt auch der Unterschied zu einer Mannschaft wie Unterhaching. Die dort eingesetzten jungen Spieler verfügen zumeist über Erfahrung in der Dritten oder wenigstens in der Regionalliga. Schaut man sich die Spieler von Unterhaching näher an, fällt noch eines auf. Fast alle kommen aus dem Fußballbiotop München. Nicht wenige sind bei Bayern oder 1860 ausgebildet worden, bzw. spielen seit ihrer Jugend in Unterhaching. Eine ähnliche Ballung an Talenten findet sich natürlich auch im Ruhrgebiet bis hin zu den ostwestfälischen Vereinen wie Osnabrück, Paderborn, Münster und Bielefeld. Vergleichbare Talentcluster (die sich auch gerne über Transfers regional mischen) existieren im Osten nicht (am ehesten noch in Berlin). Der Vorteil für die Spieler liegt auf der Hand: Sie müssen ihr soziales Umfeld nicht verlassen, wenn sie beispielsweise von 1860 zu Unterhaching wechseln, und bleiben zudem in steter Sichtweite für höhere (sprich besser bezahlte) Aufgaben.

Dieser kleine Exkurs scheint mir notwendig um deutlich zu machen: Die Situation in Erfurt ist eine völlig andere. Der RWE ist fußballerisch gesehen eine Insel ohne Brücken zum Festland. Nachwuchskonzept in Unterhaching bedeutet: Ich verpflichte junge, talentierte, aber durchaus erfahrene Spieler von den Vereinen Bayern München, 1860 München und aus dem eigenen Nachwuchs und forme daraus eine gute Mannschaft. Nachwuchskonzept in Erfurt bedeutet: ich haben einen richtig guten A-Jugend-Jahrgang, behaupte damit ein Konzept zu besitzen und verlasse mich anschließend darauf, dass diese 19-Jährigen schnell zu Stammspielern werden. Alle haben das Zeug dazu, aber sie müssen die Gelegenheit erhalten, behutsam, sachkundig und ihrem Leistungsstand gemäß an die erste Mannschaft herangeführt zu werden. Kaltes Wasser und so – keine gute Idee.

Wir brauchen dringend neues Personal. Das würde ich nicht schreiben, wenn Fillinger gesund und in formidabler Form wäre, Tunjic konstant gut in seinen Leistungen und Morabit nicht immer wieder mal wochenlang ausfallen würde. Denn dann hätte die Mannschaft das Potenzial relativ deutlich die Liga zu halten. Nun, die Realitäten sind leider andere. Deshalb halte ich Verstärkungen im Angriff und im Mittelfeld mittlerweile für unabdingbar. Wohl wissend, dass der Etat des Vereins bereits jetzt auf Kante genäht ist. Jedoch habe ich Rolf Rombach (zuletzt bei der Entlassung Emmerlings) stets so verstanden, dass da über externe Sponsoren immer noch etwas geht.

Holla! Da hat der Präsident wohl nicht zu viel versprochen. Aber sie hätten wenigstens warten können, bis ich den Post publiziert habe. Mist. Soeben lese ich nämlich, dass der RWE Mahmut Temür verpflichtet hat. Dies ist eine viel versprechende Nachricht. Beidfüßig, quasi im gesamten Mittelfeld einsetzbar. Torgefährlich. Klingt gut. Herzlich Willkommen und gleich an die Arbeit, Mahmut!

 

Rot-Weiß Erfurt vs. RW Oberhausen: Wenn selbst Siege Trauer tragen

Fokussiert: Dominick Drexler  / © www.fototifosi.de

Irgendwann Mitte der ersten Halbzeit vergab Marcel Reichwein seine zweite und – wie sich zeigen sollte – letzte Torchance in diesem Spiel, in diesem Stadion, für diesen Verein. Einer der Dauerkarteninhaber um mich herum, noch nie ein großer Reichwein-Freund, jaulte auf und schimpfte: «Mein Gott, den muss er doch machen.» Eine zugegeben vergleichsweise harmlose Bemerkung, die ich normalerweise ignorieren würde. Nicht so am Samstag. Ich konnte nicht anders und wies ihn darauf hin, dass selbst die ganz Großen dieses Sport mitnichten all ihre Torchancen zu nutzen wissen und es mir überdies rätselhaft sei, wieso man dieser Tatsache nicht einmal im letzten Spiel von Marcel Reichwein Rechnung tragen kann. Sowie der Tatsache von 29 Toren und 16 Torvorlagen in zwei Drittligaspielzeiten. Wir haben dann in der Halbzeit ein Bier zusammen getrunken und uns wieder vertragen. Er war – wie ich, wie viele – einfach nur sauer, dass es wieder nichts wird mit dem Aufstieg (oder wenigstens der Relegation) und aus alter Gewohnheit bot sich unser Mittelstürmer als Zielscheibe an. Eine Enttäuschung die ich, wie gesagt, völlig nachvollziehen kann, da ich sie selbst empfinde. Nur weiß ich auch, dass Defätismus, Resignation und Schuldzuweisungen die denkbar ungeeignetsten Reaktionen auf erlittene Niederlagen darstellen.

Für Oberhausen nur noch ein Freundschaftsspiel

Aus offensichtlichen Gründen muss man zum Spiel selbst nicht allzu viele Worte verlieren. Oberhausen war abgestiegen und spielte auch so. Dadurch hatte das Geschehen auf dem Rasen, spätestens nach dem 2:0, Freundschaftsspielcharakter. Der RWE musste gewinnen – und spielte auch so. Die Mannschaft, der von einigen bereits eine Söldnermentalität attestiert wurde, gewann die letzten drei Spiele der Saison. Muster ohne Wert, leider. Auch unentwegtes Aktualisieren des Wischtelefons in Tateinheit mit irrationalem Anflehen höherer Mächte half nichts: Der Liveticker des SV Sandhausen meldete um 15.17 Uhr die Niederlage. Ihre, vor allem aber unsere. Nie war ein Sieg so sinnlos. So meine Gemütslage, als ich – passenderweise nass wie ein begossener Pudel – wieder auf dem Heimweg war.

Größere Enttäuschung als letztes Jahr

Meine Enttäuschung über die abgelaufene Saison ist dramatisch größer als im letzten Jahr. In der letzten Spielzeit rechnete ich über lange Phasen nicht damit, dass der RWE irgendetwas mit dem Aufstieg zu tun haben würde. Und, ganz entscheidend, ich traute es der Mannschaft vor allem fußballerisch nicht zu. Dann kam der Sieg in Dresden und plötzlich schien alles möglich. Daraufhin wurde in Wiesbaden gewonnen und plötzlich war alles möglich. Schließlich stürzte das ganze Kartenhaus gegen Regensburg und Ahlen wieder zusammen. Das alles spielte sich zeitlich sehr gedrängt ab. Wie in einem schlechten Film: Der Held sieht seine seit Jahren vermisste Geliebte plötzlich auf der anderen Straßenseite. Er lächelt, sie lächelt. Er rennt mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Dann überrollt ihn der Bus. THE END.

Ganz anders in diesem Jahr. Um das Bild ein letztes Mal zu gebrauchen: In dieser Spielzeit hat uns der Bus gleich mehrmals überfahren. Soweit die Emotionen. Nun zu den Fakten.

Die Zugänge waren Verstärkungen

Vor der Saison war die sportliche Leitung (im Wesentlichen also Stefan Emmerling) genötigt zahlreiche Abgänge durch neue Spieler zu ersetzen. Das gelang wie bereits im Jahr zuvor bemerkenswert gut: Morabit, Rickert, Rauw, Oumari, Manno und Ofosu-Ayeh gehörten über die ganze Saison hinweg zu den 16 bis 17 Spielern der Kernmannschaft. Morabits Verpflichtung war sogar ein kleiner Geniestreich. Der Franzose wurde vom saarländischen Oberligisten SF Köllerbach verpflichtet und schon im Vorbereitungsspiel gegen Werden Bremen war seine spielerische Klasse nicht zu übersehen. In der Innenverteidigung wurde Routine (Rauw) und Perspektive (Oumari) verpflichtet. Beides Verteidiger, die fußballerisch besser sind als Möckel, Hillebrandt und Pohl. Wer das nicht wahrhaben will, erinnere sich an das zuweilen atemberaubend dilettantische Gekicke vor dem eigenen Tor in den letzten Jahren. Etwas, das man in dieser Saison kaum zu ertragen hatte. Natürlich auch dank eines immer wertvoller werdenden Tom Betram. Mit Ofosu-Ayeh wurde ein 19 Jahre alter Nachwuchsspieler aus Wilhelmshaven geholt, dessen Saison Licht und Schatten aufwies, der aber eindeutig ebenfalls auf der Habenseite von Emmerlings Verpflichtungen zu verorten ist. Für alles, was er auf dem Platz geleistet hat, trifft das gleichermaßen auf Gaetano Manno zu. Von Hause aus ein Stürmer hat er im offensiven Mittelfeld mehrheitlich gute, engagierte Spiele geboten. Das ist keineswegs selbstverständlich, da er hier deutlich mehr Defensivarbeit leisten muss, wozu er klaglos bereit und in der Lage war.

Während der Winterpause konnte sich der Verein zudem mit Marco Engelhardt auf einen langfristigen Vertrag einigen. Und, obwohl er quasi ein Jahr keinen Fußball mehr gespielt hatte, gelang ihm bereits in Bremen der Sprung in die Stammelf. Angesichts dieser Verstärkungen ist Emmerlings Aussage, dass die Mannschaft spielerisch besser sei als jene der letzten Saison völlig nachvollziehbar. Wir halten fest: mehr spielerische Qualität bei kleinerem Etat. Schon rechnerisch war das nur möglich, weil der RWE mit 23 Spielern den numerisch kleinsten Kader aller Drittligamannschaften aufwies (Quelle: transfermarkt.de).

Viele Spiele wurden von Kleinigkeiten entschieden

Warum hat es dann trotzdem wieder nur zu Platz 5 gereicht? Nun, ich glaube nicht, dass es hierfür eine monokausale, alles erfassende, quasi mohrensche Antwort gibt. Jedenfalls keine plausible. Eine Ursache liegt meines Erachtens in der immensen sportlichen Ausgeglichenheit der Liga. Es gab eine Unmenge enge Spiele. Spiele in denen Kleinigkeiten und Zufälle den Ausschlag gaben. In einigen dieser Spiele hatte die Mannschaft schlichtweg Pech, in anderen vergab sie Führungen durch mentale und taktische Leichtfertigen, wobei Ersteres meist Letzterem vorausging. Natürlich wurden taktische Fehler gemacht, nicht alle vom Trainer erdachten Spielpläne gingen auf und manchmal, ja manchmal, verlor man gegen eine an diesem Tag schlichtweg bessere Mannschaft. Was aber vergleichsweise selten vorkam.

In einer separaten Saisonanalyse werde ich darauf noch detaillierter zu sprechen kommen. Wie ausgeglichen der gesamte Wettbewerb 3.Liga war, sollen hier schon mal einige Zahlen verdeutlichen.

Extrem hohe Leistungsdichte

Die längste Siegesserie aller Mannschaften (8 Siege in Folge) bescherte dem VfR Aalen (bei ansonsten durchschnittlicher Bilanz) den direkten Aufstieg. Eine ähnliche Sequenz der Chemnitzer nach der Winterpause katapultierte die Sachsen zwischenzeitlich von sehr weit unten auf den Relegationsplatz. Gerade mal 22 Punkte liegen zwischen dem Tabellenführer (Sandhausen, 66) und dem ersten Nichtabstiegsplatz (Babelsberg, 44). In den bisherigen Spielzeiten war der Abstand (meist deutlich) größer: 08/09 – 38 Punkte, 09/10 – 23, 10/11 – 49. Der Tabellenvierzehnte Darmstadt verlor nur drei Spiele mehr als Primus Sandhausen. Burghausen, Tabellensechster, verlor sogar drei Partien weniger (7) als der Spitzenreiter (10). Die 18 Unentschieden der Oberbayern (zwei davon gegen den RWE) werden wohl ein Rekord für die Drittligaewigkeit bleiben.

Es fühlt sich nicht so an, aber es war eine gute Saison

Nüchtern betrachtet hat die Mannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt unter ihrem Trainer Stefan Emmerling erneut eine gute Drittligasaison gespielt. Der fünfte Platz lässt wenig Raum für andere Interpretation. Im Grunde wurde die Mannschaft ein Opfer der durch sie selbst entfachten Erwartungen. Die frustrierende Erfahrung scheinbar leichtfertig vertaner Aufstiegschancen teilen wir allerdings mit den Anhängern anderer Vereine: siehe Chemnitz, siehe Burghausen, siehe Heidenheim, siehe die Offenbacher Kickers. Auch die wurden das ein oder andere Mal vom Bus der eigenen Illusionen überrollt, auch die hatten beständig (Burghausen, Offenbach, Heidenheim) oder zum Ende (Chemnitz) die Aufstiegsplätze vor der Nase. Das wird in Erfurt niemanden trösten, sollte aber Anlass genug sein, über die vermeintliche Singularität hiesigen Elends hinwegzukommen.

Das Wichtigste zum Ende dieses Postings: Wie die meisten bereits wissen, hat sich unser U18-Nationalspieler Johannes Bergmann am Sonntag beim Spiel gegen den VfL Osnabrück schwer verletzt. Ihm wünschen wir alles erdenklich Gute, vor allem jedoch baldige und vollständige Genesung. Kopf hoch, Johannes!

SV Darmstadt 98 – RWE 1:1 / It’s crunch time, folks

Enges Spiel, enge Liga / © www.fototifosi.de

In ihrer lakonischen Sportsprache bezeichnen Amerikaner diese Zeit der Saison als Crunch-Time. Es geht um Alles oder Nichts, Sieg oder Niederlage, Mythos oder Fußnote, Held sein oder Loser. Amerikaner lieben das. Es gemahnt sie vermutlich an die anarchischen Zeiten der Inbesitznahme ihres Kontinents. Shootout im Saloon, quasi. Wie auch immer, so weit hergeholt ist der Vergleich zum diesjährigen Finale der Drittligasaison nicht. Gewinnt Osnabrück sein Nachholespiel gegen Münster, haben 9 Mannschaften (mehr oder weniger gute) Aussichten auf den Aufstieg in die 2.Liga (die meisten via Relegationsplatz), während 10 Mannschaften gegen den Abstieg spielen. Nur Saarbrücken scheint (zumindest momentan) jenseits von Gut und Böse positioniert. Das ist extrem spannend, zumal der sportliche Abstand zwischen den oberen und unteren Teams eher marginal ist, also niemand davon ausgehen kann, dass Mannschaften der ersten Tabellenhälfte gegen Mannschaften der zweiten Tabellenhälfte mal einfach so gewinnen. Schon gar nicht auswärts.

Holpriger Start – tolles Führungstor

Womit wir beim gestrigen Spiel des RWE in Darmstadt wären. Die erste halbe Stunde ließ Schlimmes befürchten. Mit jeder Tickermeldung kamen die Einschläge näher. Man las allzu vertraute Wortverbindungen: kein Zugriff auf das Spiel, unsicher bei gegnerischen Standards, null eigene Torchancen. Frustrierend. Dann stand es 1:0. Für den RWE. What a wonderful, wonderful world. Aber, es war kein Tor aus dem Nichts. Es war ein Tor, das aus dem Zusammenspiel zweier der besten Offensivspieler der Liga resultierte. Morabit mit der Hacke auf Reichwein, der narrt noch einen Verteidiger und schießt ein. Die individuelle Qualität so einen Treffer auch ohne Vorankündigung (z.B. mittels mehrerer ausgelassener Chancen) zu erzielen, haben beide. Bedauerlicherweise trifft das – mit negativen Vorzeichen – auf das Abwehrverhalten bei gegnerischen Standards ebenfalls zu: Die Mannschaft kann auf diese Weise jederzeit ein Tor kassieren und sie macht derzeit reichlich Gebrauch von dieser «Begabung». Obwohl Sponsels (momentane) Unsicherheit bei hohen Bällen nicht länger zu übersehen ist, trägt er an dem Treffer keine Schuld. Sein nach außerhalb des Strafraums abgewehrter Ball kann von einem Darmstädter viel zu leicht wieder in die Gefahrenzone befördert werden. Rauw ist nicht aufmerksam genug, Heil jubelt. Sic transit gloria mundi. Halbzeit.

Emmerlings Gelassenheit ist weg

Exkurs zu Stefan Emmerling. Zum ersten Mal, seit er Cheftrainer in Erfurt ist, merkt man ihm den Druck an, der auf ihm lastet. Seine sonstige – keinesfalls aufgesetzt wirkende – Gelassenheit ist wie weggeblasen. Die nach dem gestrigen Spiel getroffenen Aussagen sind ein schweres Indiz in diese Richtung. Mag ja sein, dass der Platz am Böllenfaltor mehr von einem Acker als von Wembley hatte. Eine gute Idee dies als Ausrede für die desolaten ersten 30 Minuten zu nehmen, ist es trotzdem nicht. Eine technisch bessere Mannschaft bleibt auch auf einem holprigen Platz die technisch bessere Mannschaft. Es ist zudem nicht überliefert, dass sich Stefan Emmerling über die chronisch miserable Qualität des Geläufs in Emden jemals beschwert hat als er dort noch die sportliche Verantwortung trug.

Im zweiten Spiel nacheinander korrigierte Emmerling seine Elf in der Halbzeit personell. Diesmal kamen mit Weidlich und Bertram gleich zwei Spieler, die nicht wenige (inklusive des Autors) gerne von Beginn an auf dem Platz gesehen hätten. Ich halte mich mit Kritik an der Aufstellung normalerweise zurück (und hatte bisher überdies wenig Grund dazu). Allerdings muss die Frage erlaubt sein, warum Drexler erneut begann, obwohl das bereits in Burghausen nicht wirklich funktionierte und er dort, ebenfalls nach der Halbzeit, durch Weidlich ersetzt wurde. Und warum, mit Tom Bertram, ausgerechnet derjenige unserer Innenverteidiger erneut auf der Bank saß, der zuletzt sowohl in seinem Abwehrverhalten zu gefallen wusste, als auch nach vorne die stärkste Wirkung erzielte? Ich frage mich überdies, warum von den Kollegen von Presse, Funk und Fernsehen danach nicht mal gefragt wird.

Kein Vorwurf an Manno

Dass in der Mannschaft dennoch vieles stimmt, konnte man in der zweiten Hälfte sehen. Vor allem nach Mannos Platzverweis war der RWE das bessere Team. Dank einer tadellosen kämpferischen Einstellung und der schlichtweg besseren Kondition. Darmstadt hatte keine Chance aus der Überzahl etwas Zählbares zu machen, mehr noch, sie versuchten es gar nicht erst. Das Remis ist letztlich ein gerechtes Resultat, daran ändert der Umstand nichts, dass es beide Mannschaften nicht wirklich weiter bringt. Ach so, ja: Der Platzverweis war keiner. Jedenfalls nicht nach meinen Maßstäben. Manno trifft in etwa zeitgleich mit dem Darmstädter Spieler den Ball. Brighache schreit, als wären seine Beine soeben von einem ICE überrollt worden, die Claqueure auf der Darmstädter Bank springen unisono erregt auf, der sehr junge Schiedsrichter Brand ist beeindruckt – und zeigt Rot. Dieses übertriebene Gepose nach Fouls ist ohnehin ein großes Ärgernis im Fußball (jedoch mitnichten ein neues). Klar muss Manno an der Mittellinie nicht so attackieren, aber mit dieser Überreaktion konnte er kaum rechnen. Da der DFB sogar Spieler sperrt, die nachweislich unschuldig sind, darf er wohl nicht auf Gnade hoffen. Mindestens zwei Spiele Sperre sind zu erwarten, fraglos eine Schwächung des Teams.

Mittendrin statt nur dabei

Müssen die Erfurter Fans nach diesem erneuten Unentschieden ihre Träume begraben? Natürlich nicht, warum auch? 21 Punkte sind noch zu vergeben. Es geht für den RWE noch gegen die direkten Mitbewerber aus Heidenheim, Offenbach und Chemnitz. Somit darf, vermutlich bis zum Ende der Saison, wahlweise gehofft, gebangt, gelitten und – wenn es gut läuft – gejubelt werden. Ich weiß nicht, ob es die bisher beste Drittligasaison ist, die wir derzeit sehen, aber es ist mit Sicherheit die spannendste. Und der RWE ist mittendrin statt nur dabei.

In diesem Sinne: it’s crunch time, folks!

RWE – Jahn Regensburg 2:2 / Wieder Murmeltiertag im SWS

Die ewige Wiederkehr des Gleichen ist ein zentrales Motiv im Werk Friedrich Nietzsches. Die Inspiration zu diesem Gedanken kam ihm bei einem Spaziergang am See von Silvaplana. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nah – der Besuch mehrerer Heimspiele des RWE in dieser Saison bestätigt diese These des exaltierten Philosophen nachdrücklich. Was wiederum auch nicht ganz korrekt ist, denn es handelt sich keineswegs um ein neues Phänomen. Alle, die diesem Verein seit Jahrzehnten verbunden sind, werden sich schmerzlich erinnern: Schon viele Male war der Klub irgendwie dabei irgendetwas zu erreichen, scheiterte aber fast immer und hinterließ tiefe Spuren in den waidwunden Seelen seiner Fans. Sei es die Qualifikation für den UEFA-Cup in den 80iger Jahren, sei es der Pokalsieg, sei es momentan (und in den letzten Jahren) der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Ach, Rot-Weiß Erfurt – Du Fußballverein gewordener Konjunktiv.

Das ist bitter, vor allem wenn man weiß (oder zumindest zu wissen glaubt), dass die Mannschaft die gegenwärtig in den rot-weißen Trikots aufläuft, eigentlich alles mitbringt, um diesen Aufstieg zu erreichen. Wer, wie der RWE am Samstag, den Tabellendritten nahezu über die gesamte Spielzeit nach Belieben beherrscht, muss sich nicht ernsthaft die Frage vorlegen, ob er genügend Qualität aufzuweisen hat. Er hat. Ich habe in dieser Saison nur eine Mannschaft im Steigerwaldstadion gesehen, die besser war als der RWE und das war der VfR Aalen. Und dabei bezieht sich dieses besser, nicht mal auf die fußballerische Qualität der einzelnen Spieler. Aalen gewann hier, weil sie ein grandioses Defensiv-Pressing spielten, dass ich so in dieser Liga noch nicht gesehen habe.

Burghausen, Bielefeld, Regensburg – diese drei Heimspiele fallen mir sofort ein, wenn ich an die verpassten Chancen der laufenden Saison denke. Alle drei Spiele hätten gewonnen werden müssen! Dann stünde man da, wo die Mannschaft meiner bescheidenen Meinung nach hingehört: auf Platz drei der Tabelle. Sogar mit intakten Aussichten auf einen direkten Aufstiegsplatz. Dass ich hier stattdessen wieder nur ein Remis beschreiben, beklagen, ja, bejammern muss, ist wieder so eine kleine, stille Erfurter Fußballtragödie.

Schon in Wiesbaden war das Verhalten bei Standards miserabel

Vor einer Woche siegte der RWE (nach ebenfalls deutlich überlegenem Spiel) bei Wehen Wiesbaden mit 1:0. Zu Chancen kamen die Wiesbadener in diesem Spiel ausschließlich nach hoch in den Erfurter Strafraum geschlagenen Standards. Mit Glück und Sponsel wurde das Spiel gewonnen. Am Samstag das Gleiche – aus dem Spiel heraus keinerlei Tormöglichkeiten für die Gäste aus Regensburg, dafür erzielten sie gleich zwei Tore nach hoch ausgeführten Standards. Zwei Tore in zwei Minuten, kurz vor der Halbzeit. Ein Albtraum.

Ob das Abwehrhalten bei gegnerischen Standards unter der Woche auf dem Trainingsplan stand ist nicht überliefert. Es sah jedenfalls nicht danach aus, was aus meiner Sicht einem fahrlässigen Versäumnis gleich kommen würde. Das wird (und muss) sich diese Woche ändern, sonst werden das nicht die letzten Tore gewesen sein, die der RWE auf diese Weise kassiert.

Aus der Dominanz wird zu wenig gemacht

Doch selbst diese gravierenden Fehlleistungen bei Standards des Gegners hätten noch kompensiert werden können. Die Dominanz des RWE auf dem Platz war beeindruckend. In allen Belangen: Technisch, läuferisch und – vor allem gegen Ende hin – kämpferisch. Allerdings wurden daraus – wie bereits in Wiesbaden – zu wenige Tormöglichkeiten generiert. Das 1:0 war – für jeden sichtbar – sehr glücklich in seiner Entstehung; dem Ausgleich ging ein schöner Diagonalpass von Manno voraus, der allerdings nur zu Drexler kommt, weil die Regensburger Abwehr im Wachkoma lag. Die beiden direkten Torabschlusshandlungen, sowohl von Morabit als auch von Drexler sind dann wieder perfekt, keine Frage. Dennoch: In Relation zur Feldüberlegenheit muss sich die Mannschaft mehr klare Chancen erspielen. Ein Beleg für diese These ist die Tatsache, dass unsere Sturmspitze, Marcel Reichwein, in den beiden letzten Spielen mehr oder weniger in der Luft hing. Warum? Weil Manno (gegen Regensburg), Morabit und Drexler sehr stark bei Dribblings sind, diese eigentliche Stärke derzeit aber übertreiben und allzu oft am zweiten oder dritten Abwehrspieler scheitern, statt den Ball zirkulieren zu lassen. Die Zeiten des Heldenfußballs sind ein für alle Mal vorbei. Der rechtzeitig und akkurat gespielte Ball auf den freien Mitspieler ist im modernen Fußball keine Option mehr, sondern eine Pflichtübung. Jedenfalls für erfolgreiche Mannschaften.

Am nächsten Sonnabend kommt mit dem SV Sandhausen der Tabellenführer ins Steigerwaldstadion. Über letzte und allerletzte Chancen will ich hier und heute nicht weiter schwadronieren. Es wäre jedoch schön, wenn mir trübe Gedanken an überspannte Philosophen dieses Mal erspart blieben.

SV Wehen Wiesbaden – RWE 0:1 / Sieg in der Blechbüchse

Kaum hat der Erfurter Stadtrat den Bau der Arena beschlossen, fangen wir an uns über die Stadien der Anderen lustig zu machen. Ist nicht so ernst gemeint – die Brita-Arena mag von außen gesehen keine Architekturpreise gewinnen, innen bietet sie alles, was eine moderne Spielstätte haben sollte. Großartig die Akustik: Spärliche 2.500 Zuschauer am Samstag hörten sich wie zehntausend an. Bei deutlicher Pegel-Überlegenheit der RWE-Fans.

Der Mannschaft von Stefan Emmerling tat die Heimspielatmosphäre in der Fremde sichtlich gut (anders als die Heimspielatmosphäre im eigenen Stadion.)  Von der ersten bis zur letzten Minute war der RWE die spielerisch und taktisch dominierende Mannschaft. Gegen einen schwachen Gegner, wohlgemerkt. Wenn Wiesbaden so weiter macht, werden sie noch zur finalen Hoffnung für den FCC. Vom Aufstiegskandidaten Nummer eins direkt in die Hölle des Abstiegskampfes – Fußball kann grausam sein.

Umso besser, dass dies in der hessischen Landeshauptstadt kaum jemanden so richtig ans Gemüt zu greifen scheint. Anders ist der jämmerliche Zuschauerszuspruch nicht zu erklären. Nur Kohle rüberschieben macht halt doch keine Fußballmannschaft. Fairerweise darf die schier endlose Verletztenmisere der Wiesbadener nicht unerwähnt bleiben. Die Verantwortlichen des SVWW täten sich jedoch keinen Gefallen, damit sämtliche Unfertigkeiten ihrer Mannschaft entschuldigen zu wollen.

Marco Engelhardt überzeugte, nicht nur des Tores wegen

Natürlich war ich gespannt, wie Stefan Emmerling die Ausfälle von Zedi, Rauw und Manno personell-taktisch kompensieren würde. Mit der Aufstellung von Oumari, Weidlich und Drexler konnte man rechnen, doch dass Engelhardt (statt Weidlich) im zentralen Mittelfeld neben Pfingsten-Reddig spielte war – wenigstens für mich – überraschend. Meiner Beobachtung nach verlief die Formkurve des Ex-Nationalspielers zuletzt eher nach Süden. Er schien nach wie vor nicht fit genug zu sein, schon gar nicht für das laufintensive zentrale Mittelfeld. Allerdings, wenn es dann so kommt wie am Samstag, ist es schon wieder ein Vergnügen sich zu irren. Marco Engelhardt spielte keineswegs herausragend (schon gar nicht mit Blick auf seine Möglichkeiten), er fiel aber auch nicht ab, machte gemeinsam mit Pfingsten einen soliden Job bei der Spieleröffnung, gefiel durch gutes Kopfballspiel, war bis zum Schluss konzentriert – und, ach ja, schoss das entscheidende Tor des Spiels. Im Vergleich zu Rudi Zedi ist er die spielstärkere Option im zentralen Mittelfeld. Wir dürfen gespannt sein, wie Emmerling diese delikate Personalie entscheidet. Dabei sollte nicht aus dem Blick verloren werden, dass der SVWW der mit Abstand schwächste Gegner der letzten Wochen war. Kein Vergleich zu den bärenstarken Aalenern (8 Siege in Folge!) vier Tage zuvor.

Das größte Manko der ersten Halbzeit war das Resultat mit dem es in die Kabinen ging. Der RWE war so überlegen, dass es deutlicher als 0:1 hätte ausfallen müssen. Doch beim letzten Pass fehlte wie so häufig ein Quantum Konzentration, andere nennen es Torgeilheit. Und so agil Morabit erneut spielte, es war wieder eines dieser Matches, in denen seine Kalibration einen Tick zuviel in Richtung Einzelkämpfermodus verstellt war. Wenn Wiesbaden gefährlich vor das Tor des RWE kam, dann nur bei Standardsituationen, hier war die Anfälligkeit des RWE jedoch besorgniserregend.

Phil Ofosu-Ayeh – die Überraschung der letzten Spiele

Überleitung zu Andreas Sponsel: Er rettete zweimal aus kürzester Distanz im Stile eines exquisiten Handballtorwarts. Bei 7 der 10 Siege des RWE stand Andreas Sponsel im Tor, er kassierte nur 12 Gegentore bei seinen 15 Einsätzen. Sicher, das Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft mag sich verbessert haben, aber Sponsel ist eben ein Keeper, den man direkt mit dem ein oder anderen Punktgewinn in Verbindung bringen kann. Einfacher formuliert: Der Mann hält Siege fest. Siehe Saarbrücken, siehe jetzt Wiesbaden. Überleitung Rolf Rombach: Vertrag verlängern, unbedingt!

Die deutsch-französische Sphinx im Trikot des RWE, die Rede ist von Olivier Caillas, widerlegte in diesem Spiel die schon als gesichert geltende Annahme, er spiele im linken Mittelfeld besser als auf derselben Seite der Viererkette. So ganz schlüssig fand ich das sowieso nie, weil Positionen im modernden Fußball eher fluide als fest gefügt sind (sein sollten). Er kann – ähnlich wie Philipp Lahm bei den Bayern – auch auf dieser Position seine spielerischen Qualitäten zur Geltung bringen. Bedingung dafür ist ein gut abgestimmtes Verschieben der Mannschaft in die freien Räume hinein, das hat gestern in Wiesbaden prima funktioniert und ermöglicht eine sehr offensivstarke Formation auf dieser Seite. Defensiv spielte Caillas seinen Part routiniert herunter, zugegeben, eine Routiniertheit, die von aufreizender Lässigkeit manchmal nur schwer zu trennen ist.

Die eigentlich Überraschung der Rückrunde stellt für mich Phil Ofosu-Ayeh dar, dessen Offensivtalent nie in Zweifel stand, der aber bei seinem Einsätzen am Anfang der Saison besonders im Abwehrverhalten und bei gegnerischem Pressing zu hektisch agierte. Davon konnte in den letzten Spielen nicht mehr die Rede sein. Fast lehrbuchmäßig sah sein Zusammenspiel mit Weidlich auf der rechten Seite in Wiesbaden aus, selbst wenn nicht jeder Ball in eine gefährliche Angriffssituation mündete. Das permanente Überlaufen des Mitspielers in Richtung Grundlinie ist nach wie vor ein ungemein effektives taktisches Mittel um mehr Breite (und Unausrechenbarkeit) in eine Offensivaktion zu bekommen. Wenn Phil Ofosu-Ayeh diese erfreuliche Entwicklung fortsetzt, betrachte ich unser Problem auf der rechten Abwehrseite als gelöst.

Quecksilbriger Ahrens

Dass sich beide nominellen Außenverteidiger häufig in die Angriffe einschalten können, setzt unter anderem voraus, dass ein Innenverteidiger nach außen rückt. Diese Automatismen funktionieren inzwischen deutlich besser als noch am Anfang der Spielzeit, was sicherlich ebenfalls ein Grund für die degressive Entwicklung bei der Anzahl der Gegentore ist. Taktische Feinheiten sind das eine, Fußballer zu haben, die in der Lage sind diese mit spielerischer wie kämpferischer Substanz zu beleben ist noch einmal etwas völlig anderes. Tom Bertram macht derzeit seine besten Spiele seit er wieder das Trikot des RWE trägt. Seine Leistung in der zweiten Halbzeit gegen Bielefeld war exorbitant, schade, dass ihm (und uns) das Siegtor verwehrt blieb und er stattdessen nur die Latte traf. In Wiesbaden fiel er in erster Linie durch seine gescheiten Pässe bei der Spieleröffnung auf. Defensiv wurden Oumari und er durch die biederen Angreifer des SVWW kaum gefordert.

Acht Minuten vor Ende des Spiels wechselte Emmerling Tobias Ahrens für Drexler ein. Ahrens nutzte seine Chance eindrucksvoll. Die bereits etwas müden Verteidiger der Wiesbadener hatten fortan keine ruhige Zehntelsekunde mehr, Ahrens attackierte sie, wo er sie traf, und hatte entscheidenden Anteil daran, dass dem SVWW keine gefährliche Offensivaktion mehr gelang. Im Gegenteil, er selbst erarbeitete sich noch eine Riesenchance, die er diesmal noch vergab. Doch Geduld, sein erstes Drittligator wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

VfL Osnabrück – Rot-Weiß Erfurt 2:3 / Der Trend is our Friend

Alles schien wie immer zu sein, wenn der RWE in Osnabrück zu Gast ist: Die (Bremer) Brücke sehen … und sterben. Emmerlings Aufstellung hatte ich so nicht erwartet, denn immerhin ließ er mit Oumari einen der begabtesten Innenverteidiger der Liga auf der Bank. Never change a winning team, ich weiß – und denke dann stets: es sei denn, du kannst es verstärken. Zu Beginn und auch mit dem 1:0 schien der Kritikaster in mir Recht zu behalten, denn viele Osnabrücker Angriffe liefen über unsere rechte Abwehrseite – auf der Ofosu-Ayeh von Wollitz und mir als Schwachstelle ausgemacht worden war. Jedoch, ich kann auf Grund des spärlichen Bildmaterials nicht seriös behaupten, dass unser Rechtsverteidiger die Hauptschuld am Führungstor der Osnabrücker trägt. Fakt ist, es wurde über seine Abwehrseite vorbereitet. Das 2:0 war dann eines dieser Tore, die geeignet sind, dem Faktor Zufall im Fußball die Referenz zu erweisen. Niemand trägt daran wirklich schuld und lernen kann man aus so etwas ebenfalls rein gar nichts. Shit happens. Trotzdem – zur Halbzeit schienen alle Messen gesungen.

Zweite Halbzeit, zweite Überraschung: Emmerling wechselte nicht. Noch in Unterhaching hatte er mit der Hereinnahme Mannos und einer deutlich offensiveren Taktik die Wende erzwungen. Der Unterschied: in Unterhaching war die Leistung der Mannschaft in Halbzeit eins desolat, in Osnabrück war sie dem Gegner zumindest spielerisch ebenbürtig. Was fehlte war die Konsequenz vor dem Tor, dem eigenen und dem des Gegners. Kein Grund gleich alles zu riskieren fand unser Trainer und vertraute darauf, dass die Mannschaft in der Lage sein würde dieses Spiel zumindest noch zu egalisieren. Das sind sehr einsame Entscheidungen eines Coaches. Denn wäre das Spiel verloren gegangen, jeder (einschließlich mir) hätte ihm Passivität vorgeworfen. Aber er tat das Richtige, vertraute seinen Spielern und die enttäuschten ihn nicht. Zwei wunderbar herauskombinierten Toren zum Ausgleich, folgte fünf Minuten vor dem Ende ein Elfmeterpfiff, von dem man sagen muss: wäre er ausgeblieben, es hätte sich niemand wirklich beschwert. Nils Pfingsten-Reddig hat als Fußballer (und sicher auch sonst) viele gute Eigenschaften. Eine davon heißt Verlässlichkeit. Sie sorgt dafür, dass man als Leser des Live-Tickers eines RWE-Spiels recht entspannt auf die nächste Nachricht warten kann, wenn die aktuelle lautet: Elfmeter für Erfurt! Auch dieses Mal ließ er dem Keeper keine Chance. Der Rest war Routine.

In druckreifen Worten beschrieb schließlich der Ticker des VfL die Bilanz der Begegnung: Erfurt wirkte über weite Strecken spritziger und eingespielter, vor allem technisch besser und sicherer in den Bewegungsabläufen, was Ballan- und mitnahme mit Tempo angeht. Chapeau nach Osnabrück – für soviel redliche Objektivität nach einer bitteren Niederlage der eigenen Mannschaft.

So denn gespielt werden kann, empfangen wir am Samstag zum – hoho – Spitzenspiel den VfR Aalen. Die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl hatte vor der Saison niemand auf der Rechnung, jedenfalls nicht was den Aufstieg in die zweite Liga anging. Nach fünf Siegen in Folge und dem Erreichen der Tabellenführung hat sich das mittlerweile grundlegend geändert. Dennoch bin ich optimistisch (was auch sonst): Aalen hat eine sehr starke Mannschaft, aber nicht die Klasse und Dominanz von Eintracht Braunschweig im letzen Jahr (gegen die der RWE zu Hause trotzdem gewann). Außerdem wird der VfR im Steigerwaldstadion mitspielen (sprich: gewinnen) wollen und diese taktische Konstellation kommt uns sehr viel mehr entgegen als ein tief stehender Gegner, der seinen Erfolg ausschließlich über Konter sucht.

Jeder ist in der Lage die Tabelle zu lesen: gewinnt der RWE sind wir bis auf vier Punkte an Aalen heran und es bestünde zudem die Möglichkeit den Spieltag auf Platz 3 zu beenden. In einer Spielzeit, die man schon ein paar Mal in die Tonne zu treten geneigt war, wäre das nicht die erste Auferstehung aller rot-weißen Hoffnungen. Wegen mir kann Ostern kommen.

Bildquelle: ©getty

Werder Bremen II – RWE 1:1

Kein Liveticker, kein Liveradio, nur spärliche Informationen fanden den Weg von Platz 11 des Weserstadions auf die Monitore der zu Hause gebliebenen RWE-Anhänger. Was die Qualität der Berichterstattung betraf, fühlte ich mich in die längst vergangene Zeit versetzt, als deutsche Fußball-Nationalmannschaften in Albanien oder auf Malta spielten. Auf staubtrockenen Hartplätzen ging es um Punkte für die EM- oder WM-Qualifikation. Rundfunk-Korrespondenten knarrten schwer verständliche Umständlichkeiten durch den Mittelwellen-Äther, so denn die brüchige Telefonverbindung nach Tirana oder La Valetta überhaupt zu Stande kam. Nie gab es Erhebendes zu vermelden, allenfalls ein knapper Pflichtsieg war dort zu holen. Und manchmal blamierte man sich bis auf die berühmten Knochen – wie beim 0:0 der DFB-Elf am 17.12.1967 in Tirana.

Den Ausgleich schoss Johann Morabit

Aber jeden Samstag, ab 16.30 Uhr, wird ja Licht am Ende des Tunnels. Sport im Osten, jenes journalistische Glanzstück unseres geliebten heimatlichen Kuschelsenders würde verlässliche Informationen über das Spielgeschehen in La Valetta Bremen liefern. Allerdings, ja klar, da gab es zunächst wichtigere Dinge über die es zu berichten galt. Bevor der mdr die Zeit fand, sich den Spielberichten der Profifußballer aus Chemnitz, Erfurt und Jena zuzuwenden, musste das sportliche Highlight des Wochenendes opulent versendet werden: ein Frauenfußballhallenturnier. Handgestoppte 26 Minuten verwendeten die Schmocks des mdr auf diesen Charity-Event, der den sportlichen Wert einer südthüringischen Kreismeisterschaft im Handyweitwurf noch deutlich unterschritt. Mir ist schon klar, dass Lira Bajramajs Sex-Appeal um Nuancen höher liegt, als jenes von – sagen wir mal – Rudi Zedi, trotzdem scheinen dem mdr die Maßstäbe für die Relevanz von Sportveranstaltungen endgültig abhanden gekommen zu sein.

Auf 26 Minuten Frauenhallenfußball folgten dann 11 Minuten Profifußball mit dem RWE. Es sollte nicht der letzte Fauxpas des mdr an diesem Nachmittag bleiben. Der Reporter aus Bremen hatte wohl nicht die nötige Zeit, sich mit den Spielernamen der Teams näher vertraut zu machen, jedenfalls hieß Smail Morabit bei ihm durchgängig Johann mit Vornamen. Wahrscheinlich eine Verwechslung mit Oumaris Rufnamen, der Joan lautet und von logopädisch sparsam ausgebildeten Sprechern auch schon mal Johann artikuliert wird.

Kleiner Kader – bei Sperren, Geburten und Verletzungen wird es eng

Der RWE hat mit 23 Akteuren, neben Saarbrücken, den kleinsten Kader aller Drittligisten. Caillas und Drexler waren gesperrt, Manno nach seiner Verletzung noch nicht fit und Danso Weidlich einen Tag vor dem Spiel Vater geworden. So musste Emmerling auf vier Stammkräfte verzichten, von Jovanovic und Serge Yohoua redet ja irgendwie niemand mehr. So kam es, dass die personell-taktische Ausrichtung der Mannschaft zum einen sehr gewöhnungsbedürftig war, zum anderen saßen auf der Bank eigentlich nur noch ein paar Jungpioniere Nachwuchsspieler, von denen allein Hauck in der 87. Minute einer Einwechslung für wert befunden wurde. Das macht ein weiteres Dilemma im Kader des RWE deutlich: nach den ersten 15 kommt nicht mehr viel. Können von den Stammkräften einige nicht spielen, wird es schnell sehr, sehr eng. Und auch wenn es so klingen mag, das ist keine Kritik an der sportlichen Leitung des Vereins. Es bleibt strategisch richtig, sich bei den Neuverpflichtungen für Spieler wie Oumari, Manno, Rauw, Morabit und Engelhardt zu entscheiden, die zwar teuer sind, bei denen man aber davon ausgehen kann, dass sie der Mannschaft sofort helfen können, anstatt eine größere Anzahl preiswerterer Spieler zu verpflichten, von denen es möglicherweise niemand in die erste Mannschaft schafft. Mehr gibt der Etat eben nicht her. Die Aufgabe unseres Trainers wurde zudem dadurch verkompliziert, dass sich Engelhardt für eine laufintensive Mittelfeldposition noch nicht fit genug fühlte, so dass er Ströhls Stelle auf der linken Abwehrseite einnahm. Alles in allem waren das nicht die allergünstigsten Vorzeichen, den derzeit deutlich negativen Trend zu stoppen.

Dem Spielverlauf entsprechendes Remis

Ob man das Unentschieden als Punktgewinn oder -verlust ansieht, liegt im Auge des Betrachters. Eingedenk der nach wie vor nicht völlig gegenstandslosen Ambitionen in Richtung Relegationsplatz kommt man wohl nicht umhin, von einem enttäuschenden Resultat beim Tabellenletzten zu sprechen.

Es ist schwierig die Leistungen einzelner Spieler fair zu bewerten. Engelhardt trifft jedenfalls definitiv keine Schuld am schnellen Rückstand. Der Bremer Ayik hatte bereits unsere beiden Innenverteidiger hinter sich gelassen und war dabei allein auf Sponsel zuzulaufen, als Engelhardt von links einrückte und dies zu verhindern suchte. Sein Abfälschen des Balles über unseren Torhüter hinweg war einfach nur verdammtes Pech.

Nach dem sehenswert heraus gespielten Ausgleich durch Morabit war Erfurt der Führung deutlich näher als die Bremer. Zedi und Morabit hatten danach noch zwei erstklassige Chancen. Überhaupt, Morabit, er hatte schon gegen die Bayern zu gefallen gewusst, und bestätigte mit seiner Leistung in Bremen diesen Aufwärtstrend. Wenn in dieser Saison noch etwas nach oben gehen soll beim RWE, dann wird Morabit dabei eine wichtige Rolle zukommen. Deshalb kann man nur hoffen, dass sich unser talentiertester Offensivallrounder nicht noch einmal verletzt. Take care, Smail. Auch Reichwein wusste mit dem für ihn typischen Spiel zu gefallen: mannschaftsdienlich, kopfballstark, engagiert. Beim Rest scheiden sich die Geister: dem Notengeber der Thüringer Allgemeinen gefielen Ströhl und Ofosu-Ayeh besser als Zedi und Pfingsten, sein Pendant beim Kicker bewertete die Leistungen unseres Mittelfelds genau anders herum. Herrje, wenn man nicht alles selbst macht.

Jetzt kann es schnell gehen und wir liegen aussichtslos hinten

Unnötig über die weiteren Aussichten viele Wort zu verlieren: Jetzt müssen Siege her. Sonst verdämmert die Saison im sportlichen Nirgendwo. Das wäre schade, aber es gibt Schlimmeres, wie uns ein Blick 50 Kilometer ostwärts lehrt. Jedenfalls ist es gut, dass Caillas, Manno und Weidlich nächste Woche wieder dabei sind. Gegen die spielstarke Reserve des VFB braucht es eine deutliche Steigerung in allen Mannschaftsteilen.

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