RWE – Preußen Münster 1:1

Interessante Choreografie im Fanblock

Diese kleine asoziale Sau in mir, hätte Bernd Rauw nach zehn Minuten vom Feld geholt. Aber heutzutage heißen Trainer ja nicht von ungefähr Fußball-Lehrer. Emmerling ließ sich damit 69 Minuten mehr Zeit, wohl auch, weil sich die Leistung des Belgiers in der zweiten Halbzeit – auf niedrigem Niveau – stabilisierte. Schwer verständlich, dass die Abstimmung auf der rechten Abwehrseite des RWE in der ersten Halbzeit so desolat war. Schließlich hatte man in dieser Konstellation bereits letzte Woche in Saarbrücken gespielt und sicher auch unter der Woche daran gearbeitet. Rauw wollte zuviel. Er schaltete sich ständig in die Angriffe ein, ohne an diesem Tag die spielerische Sicherheit zu haben, die dafür notwendig gewesen wäre. Was bei den Kontern zu großen Lücken führte, die von den Innenverteidigern zugelaufen werden mussten. Das gelang nicht immer und barg zudem das Risiko, in der Mitte in Unterzahl zu geraten. Nach dem Wechsel war die Abstimmung deutlich besser – die spielerische Leistung von Bernd Rauw jedoch nicht.

Seit dem Spiel gegen Wehen Wiesbaden hat sich der erfahrene Abwehrspieler eine Formkrise genommen: er spielt unsicher, wirkt körperlich nicht auf der Höhe und auch seine Stärken in der Offensive verkehren sich bei unnötigen Ballverlusten ins Gegenteil. Mit anderen Worten: Ofosu-Ayeh hätte sich mal ’ne Chance verdient, wegen mir auch Jovanovic, von dem man allerdings seit Wochen beängstigend wenig hört. Bernd Rauw wird sich berappeln, bis das soweit ist, sollte Emmerling über genügend Alternativen verfügen.

Der Fairneß halber soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass die zahlreichen Chancen für die Preußen in der ersten Halbzeit mitnichten nur auf das Konto von Bernd Rauw gingen. Rudi Zedi, der wohl während der Woche nicht voll trainieren konnte, bot eine seiner schlechtesten Leistungen, seitdem er ins Steigerwaldstadion zurückgekehrt ist. Zudem ließ Morabit den optimistischen Worten von der Pressekonferenz, nicht wirklich die dazu passenden Aktionen folgen. Gefahr vorm Tor ging exklusiv von Marcel Reichwein aus. Drexler bereitete unser Tor vor, trotzdem vermisste man die gescheiten Pässe von Olivier Caillas bitterlich.

Sagen wir es, wie es ist: Das war ein mieses Heimspiel des RWE. Trotzdem ist es mir – um es milde zu formulieren – unverständlich, wenn ich dann schon wieder die großen Abgesänge auf Mannschaft und Trainer in den Foren lese (nicht von allen, aber von vielen). Himmelhochjauzend (letzte Woche) – zu Tode betrübt (diese Woche). Wir scheinen nicht nur technologisch in einer binären Welt zu leben. Man muss sich schon über eines im Klaren sein: als Anhänger des FC Rot-Weiß Erfurt sollte man besser kein Erfolgsfan sein. Große Glücksmomente sind rar und es können schon mal Jahrzehnte zwischen ihnen liegen. Das ist schon so, seit ich zu den Spielen des RWE gehe und da kommen ein paar Tage zusammen. Ich hätte nicht das Mindeste dagegen, wenn sich dies – besser heute als morgen – ändert. Allein, die Realitäten sind nicht danach – nicht mal 5.000 Zuschauer waren am Samstag im SWS. Wir verfügen über einen Etat, der in den letzten Jahren schwindsüchtig – aber, Rolf Rombach sei Dank, immerhin solide finanziert – ist. Die Mannschaft verliert quasi jedes Jahr wichtige Leistungsträger, weil sie bei anderen Vereinen deutlich mehr verdienen. Ein Aufstieg in die zweite Liga ist trotzdem möglich, käme aber – wie schon 2004 – einem kleinen Wunder gleich.

Zurück zum Spiel gegen die Preußen. Es gibt auch Lichtblicke zu vermelden: Beide Innenverteidiger boten eine mehr als solide Leistung, dasselbe muss man Danso Weidlich zubilligen. Sponsel blieb fehlerfrei, Ströhl spielte passabel. Ach ja, Pfingsten-Reddig nicht zu vergessen, der „Liebling“ des RWE-Forums. Wenn in der zweiten Halbzeit überhaupt noch etwas konstruktives nach vorn ging (und ja, es war wenig genug), dann war Nils Pfingsten-Reddig daran beteiligt. Außerdem ist Fußball eine dialektische Angelegenheit (mindestens so dialektisch wie die Choreografie des Fanblocks): Zedi erwischte einen schwachen Tag, das machte es seinem direkten Partner auf dieser Position (NPR) nicht eben einfach, gut auszusehen.

Emmerling wechselte spät. Da bin auch kein Fan von, sieht man mal von den rein taktischen Wechseln ab, die Zeit von der Uhr nehmen sollen. Ich gehe einfach davon aus, dass ein Spieler einige Minuten benötigt, um ins Spiel zu finden. Und wenn dann nur 6 Minuten verbleiben, wie im Fall von Ahrens am Samstag, rechne ich nicht wirklich damit, dass der Spieler noch etwas ausrichten kann. Aber! Heute hat Jupp Heynckes, nicht ganz neu im Geschäft wie man weiß, ebenfalls erst in der 84. bzw. 87. Minute die beiden Stürmer Olic und Petersen gebracht. Im Unterschied zu Stefan Emmerling lag Heynckes sogar zurück. In beiden Spielen hat es nichts bewirkt: weder Ahrens, noch Petersen oder Olic waren noch an einer nennenswerten Offensivaktion beteiligt. Was wiederum für die Sichtweise all derer spricht, die späte Wechsel für einen Akt der Verzweiflung halten.

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